Buch
Stol­per­stein An­nen­straße 34, Graz
Stei­er­mark, Ös­ter­reich. Fo­to: Da­nie­la Gra­be
Glo­bal Po­si­tio­n­ing Sys­tem (GPS)
47° 07' 12.74" Nord,15° 42' 62. 77" East
Der

In­ter­net­link

Fol­ge 12(13)

Ju­ni 2016
Tech­ni­sche Uni­ver­sität Ber­lin. Me­di­en­wis­sen­schaft. Pra­xis­pro­jekt
IFAM: Das In­sti­tut für an­ge­wand­te Me­di­en­wis­sen­schaft - Fried­rich Knil­li (ifam-ber­lin.de)
  1. Fried­rich Knil­li

    Ein jü­di­scher »Stei­rer­bua« er­obert Schang­hai

    Der To­ten­kult der Ju­den ist ver­schie­den von dem der Chris­ten und der Mus­li­me. Ge­mein­sam ist ih­nen die An­häng­lich­keit und Ver­eh­rung von Ver­stor­be­nen, ins­be­son­de­re die 'An­nah­me' von ei­nem Wei­ter­exis­tie­ren im To­ten­reich,

    BuchHel­mut Spiel­mann:
    "Shang­hai -
    ei­ne Ju­gend im Exil"

    Her­aus­ge­ge­ben von
    Ge­rald Lam­precht und
    In­ge­borg Ra­dims­ky.
    Clio Ver­lag Graz 2015
    Preis: Eu­ro 18.00

    was zu ver­schie­de­nen Phan­ta­si­en dar­über führt, was der To­te so zum täg­li­chen Tod­sein braucht. Die Grab­bei­ga­ben rei­chen vom Nah­rungs­mit­tel bis zur Schön­heits­pfle­ge, von teu­rem Kitsch bis zu Kunst­schät­zen.

    Ein in un­ser tech­ni­sches Zeit­al­ter pas­sen­der neu­er und ganz an­de­rer To­ten­kult ent­steht ge­ra­de auf den di­gi­ta­len Fried­hö­fen. Die Jour­na­lis­tin Tat­ja­na Kersch­bau­mer fand her­aus, dass in Ber­lin be­reits drei jü­di­sche Fried­hö­fe mit In­ter­net­an­schluß aus­ge­stat­tet sind Im schnel­len Ber­lin geht es al­so vom Grab­stein di­rekt ins In­ter­net. Ei­ne mo­der­ne Form der Auf­er­ste­hung?

    Zwölf­tes Ka­pi­tel
    Der In­ter­net­link

    Für die Fa­mi­lie Abra­ham Spiel­mann gibt es kein Fa­mi­li­en­grab. Die An­gehö­ri­gen wur­den wur­de von An­ti­se­mi­ten im­mer wie­der ver­trie­ben und so lie­gen die To­ten ver­streut auf ver­schie­de­nen Kon­ti­nen­ten. Abra­ham wahr­schein­lich in Graz. Sohn Ema­nu­el in Wien. Wil­helm in Je­ru­sa­lem. Ru­dolf in Shang­hai. En­kel­toch­ter in Te­la­viv. En­kel­sohn Hans in Bu­chen­wald. Ernst in Syd­ney. Und Hel­mut in Arn­fels.

    Kei­ner von ih­nen ist über Face­book zu er­rei­chen, auch nicht über Twit­ter. Sie star­ben zu früh. Die to­ten Spiel­män­ner kön­nen aber so­fort aber über die­sen In­ter­net­link er­reicht wer­den. Mit ei­ner Strich­kar­te (QR-Code) und ei­nem Smart­pho­ne kann je­der den In­ter­net­link öff­nen und die To­ten zum Le­ben er­we­cken. Wo im­mer auch. In ei­nem ver­schla­fe­nen Dorf wie in ei­ner lau­ten Me­tro­po­le. Im Wein­gar­ten und im Dschun­gel. In der Wüs­te und im Hoch­ge­bir­ge. An ei­nem klei­nen Bach und auf stür­mi­scher See. Und selbst­ver­s­tänd­lich auf je­dem Fried­hof. Die mo­der­ne Funk­tech­nik macht es mög­lich.

    Die da­bei be­nutz­ten Net­ze zu ent­wir­ren, wä­re ein neu­es For­schungs­pro­jekt, das am bes­ten mit dem Or­ga­non­mo­dell von Karl Büh­ler be­gon­nen wer­den soll­te. Denn der neu­gie­ri­ge Sprach­theo­re­ti­ker hat sich auch mit Grab­stei­nen be­schäf­tigt. Büh­ler 1934, S. 163: In­schrif­ten auf Grab­denk­mä­lern "ent­hal­ten oft Zeig­wör­ter, wel­che das An­hef­ten un­ter­s­tüt­zen und näher aus­füh­ren. Wer fun­giert als Sen­der und wer als Empfän­ger in die­sem Zeig­feld? Manch­mal spricht der Stein oder ei­ner, der da­ne­ben steht: Hier ruht in Gott Herr N. N. Doch kann auch der To­te spre­chen zum Be­su­cher des Denk­mals: Wan­de­rer, kommst Du nach Spar­ta ... hier uns lie­gen ge­se­hen ...Kla­rer als im ers­ten Fall spricht nicht der Stein, son­dern ein Ci­ce­ro­ne, der vor ihm steht, in: ,die­sen Turm aus Stein ... hoc mo­nu­men­tum er­ex­it Ca­ro­lus Theo­do­rus'; an­ders je­den­falls, als wenn die Glo­cke sagt: ,vi­vos vo­co, mor­tu­os plan­go, ful­gu­ra fran­go'. Ich weiß nicht, ob dar­über hin­aus noch ver­wi­ckel­te­re Sprech­si­tua­tio­nen fin­giert wer­den; viel­leicht wä­re da­von et­was, wenn es vor­kommt, auf den er­fin­dungs­rei­chen al­pen­län­di­schen Mar­terln zu ent­de­cken."

    QR-Code

    Kom­men­tar des Mi­litär­his­to­ri­kers

    Die Fra­ge der Er­in­ne­rung an die To­ten ist na­tür­lich ge­ra­de im Mi­litär ein The­ma. In den letz­ten Wo­chen war ich da­mit mehr­mals kon­fron­tiert - durch Er­in­ne­rungs­stät­ten an die Na­po­leo­ni­schen bzw. Be­frei­ungs­krie­ge, an 1866, an die Welt­krie­ge so­wie an den Auf­stand 1956 in Un­garn. Ab dem 19. Jahr­hun­dert er­in­ner­te man sich zu­neh­mend an die in­di­vi­du­el­len To­ten - nicht mehr nur an­onym, son­dern mit Na­men. Und im­mer wie­der an die To­ten al­ler Kon­flikt­par­tei­en ge­mein­sam, nicht nur die der je­weils "ei­ge­nen" Sei­te - sei es in Dürn­stein oder Aus­ter­litz (1805), auf ei­ni­gen der zahl­lo­sen Ge­denk­stei­ne auf den Schlacht­fel­dern von 1866 oder auch den Krie­ger­fried­hö­fen des Ers­ten Welt­krie­ges, die in den letz­ten Jah­ren ver­mehrt ge­pflegt und re­stau­riert wur­den - in Po­len und der Slo­wa­kei eben­so wie in Ita­li­en oder Slo­we­ni­en.

    Er­schre­ckend dem­ge­genüber ist frei­lich, wie sehr frühe­re Kon­flik­te und Aus­ein­an­der­set­zun­gen (und da­mit auch die Er­in­ne­rung an die To­ten) im­mer wie­der (po­li­tisch) in­stru­men­ta­li­siert wer­den..

    Er­win A. Schmidl, Wien & Graz


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    wei­ter zur Fol­ge 13


    An­ti­se­mi­tis­mus­for­schung
    www.feucht­wan­ger.de
    www.ich-war-jud-su­ess.de


    Isa Knil­li

    Der Mann von der Park­bank

    Lang­sam dreht sich der Mann um. Ein Lächeln um­spielt sei­ne Mund­win­kel. Er blickt dem Mäd­chen in die Au­gen. Die lan­gen, ge­floch­te­nen Zöp­fe schim­mern gol­den in der Son­ne. Die Hän­de um­klam­mern die En­den der Rie­men des Schul­ran­zens. Mit hoch er­ho­be­nem Kopf steht sie vor ihm und lächelt. "Es ist lan­ge her", un­ter­bricht der am Bo­den kau­ern­de Mann die Stil­le. Schwei­gend nickt sein Ge­genüber. "Weiß Mut­ter, dass du hier bist?" "Nein, ich woll­te sie nicht un­nö­tig auf­re­gen. Du weißt wie sie ist. "Der Äl­te­re rap­pelt sich auf und er­greift die Hand der Jün­ge­ren. Hop­sen­der Schrit­te bie­gen sie um die Ecke. Die Schul­ta­sche schlägt dem Kind bei je­dem Schritt auf den Rü­cken. Sie ver­schwin­den in ei­nem Häu­ser­ein­gang. Es han­delt sich um ein al­tes, schä­bi­ges Bis­tro. Der Mann ver­tilgt die ers­te Por­ti­on. Sei­ne Be­glei­te­rin schaut ihm schwei­gend zu. Mit ei­nem et­was trü­ben, trau­ri­gen Blick mus­tert sie ihn ganz ge­nau. Nach der zwei­ten Por­ti­on sagt der Mann: "Du bist ge­wach­sen." Das Mäd­chen be­ob­ach­tet ihn ei­ne Wei­le, wäh­rend er ei­ne drit­te Por­ti­on zu sich nimmt, be­vor sie ant­wor­tet: "Ja." Nun schim­mern auch Trä­nen in den Au­gen des Bär­ti­gen: "Es tut mir leid." "Ich weiß," seufzt das Kind. Es kramt in sei­nem Schul­ruck­sack und zieht schließ­lich ei­nen zer­knit­ter­ten Schein her­vor. Be­hut­sam streicht sie ihn glatt und legt ihn auf den Re­sopal­tisch. "Dan­ke", lächelt der Äl­te­re. Ge­mein­sam ver­schwin­den sie aus dem La­den. Hin­aus in das Grau der Stadt. Leicht ge­wärmt von den ers­ten Son­nen­strah­len und ge­schmückt durch die Vor­ah­nung grü­ner Blät­ter und blühen­der Bäu­me. Sie fol­gen dem Zwit­schern der Vö­gel zu­rück zu ih­rem Aus­gangs­punkt. Dort bli­cken sie ein­an­der noch­mal tief in die Au­gen, um­ar­men sich und ver­ab­schie­den sich. Das Mäd­chen mar­schiert fort und steigt in die Straßen­bahn ein. Der Mann kehrt zu­rück zu sei­nem Platz auf der Park­bank. Er plat­ziert sei­nen ver­wahr­los­ten Haar­schopf auf die schmut­zi­ge Ja­cke und kehrt zu­rück in sei­ne Tag­träu­me­rei.


    Le­na Knil­li

    Le­na in Brünn

    Vážení přátelé,

    přijměte pozvání na ver­nisáž kre­seb a obrazů Le­ny Knil­li a zahr­adní so­chy Ja­ros­lav Šimkůj, která se koná v Ga­le­rii zahr­a­da tra­dičně v pondělí 16.5. v 18 ho­din.

    Vs­tup je zdarma a ka­pa­ci­ta není ome­ze­na - pozvěte své přáte­le! Pozvánka v přílo­ze.

    Těšíme se na Vás!

    Lie­be In­ter­es­sier­te, Freun­de und Kol­le­gen,

    herz­li­che Ein­la­dung zur Eröff­nung der Aus­stel­lung mei­ner Ar­bei­ten auf Pa­pier, so­wie der Gar­ten­skulp­tu­ren von Ja­ros­lav Šimkůj am Mon­tag, den 16.5. um 18 Uhr in der Ga­le­rie Otevřená Zahr­a­da in Brünn, Udol­ni 33.

    herz­li­che Grüße, Le­na Knil­li

    Galerie
    Pla­kat zur Aus­stel­lung

    lena_in_brno
    Ga­le­rie Otevřená zahr­a­da, Brünn

    QR-Code am Pfeiler
    QR-Code am Pfei­ler (Brünn)

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Quel­le: face­book

"Wir müs­sen
wei­ter an­grei­fen!"

Chris­toph Ma­ria Rapp
28. April 2016 um 21:32

Wir müssen angreifen

Quel­le: face­book

Kom­men­tar

Fried­rich Knil­li: "Wir müs­sen wei­ter an­grei­fen !"

Chris­toph Ma­ria Rapp: "... Krieg al­ler­or­ten ..."

Fried­rich Knil­li: "Ja!"

Chris­toph Ma­ria Rapp: "... und un­se­re Kom­pe­tenz pe­ne­triert die lust dar­an viel­schich­tig ubi­quitär ..."

Chris­toph Ma­ria Rapp auf Face­book



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Quel­le: han­dy­sek­tor. Smart+mo­bi­le: Ein ty­pi­scher Tag



Hitchcock

Quel­le: wi­ki­me­dia.org

Hitch­cocks Grab­stein

Sei­ne Lieb­lings-An­ek­do­te aus der Kind­heit: wie sein Va­ter ihn ein­mal zur Be­stra­fung ei­nem Po­li­zis­ten über­ge­ben ha­be und er in ein fins­te­res Loch ge­steckt wur­de. Das ist ge­wiß ei­ne sti­li­sier­te An­ek­do­te, durchs häu­fi­ge Er­zäh­len ab­ge­schlif­fen. Aber noch für sei­nen Grab­stein wünsch­te sich "Hitch" (des­sen To­des­angst mit sei­ner Freß­sucht und sei­nen se­xu­el­len Ver­drän­gun­gen durch­aus Schritt hal­ten konn­te) ein­mal, scherz­haft, ver­steht sich, die In­schrift: "Das pas­siert mit un­ar­ti­gen klei­nen Jungs."

Quel­le:
Hitch­cock - das ge­nia­le Mons­trum.
Spie­gel 48/1984 (26.11.1984)