Buch
Stol­per­stein An­nen­straße 34, Graz
Stei­er­mark, Ös­ter­reich. Fo­to: Da­nie­la Gra­be
Glo­bal Po­si­tio­n­ing Sys­tem (GPS)
47° 07' 12.74" Nord,15° 42' 62. 77" East
Der

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Fol­ge 8(13)

Fe­bru­ar 2016
Tech­ni­sche Uni­ver­sität Ber­lin. Me­di­en­wis­sen­schaft. Pra­xis­pro­jekt
IFAM: Das In­sti­tut für an­ge­wand­te Me­di­en­wis­sen­schaft - Fried­rich Knil­li (ifam-ber­lin.de)
  1. Fried­rich Knil­li

    Ein »Stei­rer­bua« er­obert Schang­hai

    Die all­ge­mei­ne Wehr­pflicht in der Habs­bur­ger­mon­ar­chie war für Ju­den ei­ne recht­li­che Gleich­stel­lung und ei­ne so­zia­le Chan­ce, für An­ti­se­mi­ten aber die Be­waff­nung des in­ne­ren Fein­des. Des­halb stan­den die 300.000 jü­di­schen Sol­da­ten im Ers­ten Welt­krieg nicht sel­ten zwi­schen zwei Fron­ten. Die Ar­me­e­füh­rung ver­such­te mit ein­fall­rei­chen PR-Ak­tio­nen, den Kon­flikt zu ver­harm­lo­sen:
    So las­sen sie ei­nen jü­di­schen Ober­leut­nant ge­ste­hen: "Ich ha­be beim Mi­litär über­haupt ei­nen An­ti­se­mi­tis­mus nicht ge­spürt und das ha­be ich [den Habs­bur­gern] sehr an­ge­rech­net." (Schmidl 116)
    Ein neun­zehn­jäh­ri­ger Ju­de wur­de in meh­re­ren Schlach­ten ver­wun­det und be­kam die Bron­ze­ne und die Gol­de­ne Tap­fer­keits­me­dail­le. (Schmidl 120)
    Ein jü­di­scher Feld­we­bel be­rich­te­te von ei­ner Zäh­lung in der k. u. k. Ar­mee , die "zu dem Er­geb­nis [ge­kom­men wä­re], dass der An­teil der Kriegs­to­ten un­ter den jü­di­schen Sol­da­ten um 20 Pro­zent höher war als ihr An­teil an der Be­völ­ke­rung". (Schmidl 119)

    Ach­tes Ka­pi­tel
    Waf­fen­brü­der

    Ein sol­cher jü­di­scher Sol­dat war auch Hel­muts Va­ter. Und der Va­ter war stolz auf Kai­ser Franz Jo­sef. Auch noch als 49jäh­ri­ger Mann. 1938 in Dach­au pro­tes­tiert er ge­gen die Ver­haf­tung mit dem Satz: "Ich ha­be für Ös­ter­reich und den Kai­ser ge­kämpft!" Mit Er­folg: Er wur­de vor­zei­tig ent­las­sen.

    BuchHel­mut Spiel­mann:
    "Shang­hai -
    ei­ne Ju­gend im Exil"

    Her­aus­ge­ge­ben von
    Ge­rald Lam­precht und
    In­ge­borg Ra­dims­ky.
    Clio Ver­lag Graz 2015
    Preis: Eu­ro 18.00

    Ru­dolf kam in der Mon­ar­chie zur Welt, am 9. No­vem­ber 1889 in Graz. Sein Va­ter war Abra­ham Spiel­mann. Sei­ne Mut­ter Fran­zis­ka (Fan­ni), ge­bo­re­ne Po­lif­ka. Er be­such­te die Volks-, dann die Bür­ger- und schließ­lich die Han­dels­schu­le in Graz mit dem Ziel in den Fa­mi­li­en­be­trie­ben sei­nes Bru­ders und sei­ner El­tern mit­zu­ar­bei­ten. Aber der Ers­te Welt­krieg än­der­te sein Le­ben. Ru­dolf lern­te kämp­fen mit leich­ten und schwe­ren Waf­fen und den Nah­kampf von Mann zu Mann. Und als der Krieg 1918 be­en­det wur­de, fuhr er heim. Aber da gab es kein Zu­hau­se mehr. Va­ter und Mut­ter wa­ren tot und der drei­zehn Jah­re äl­te­re Bru­der Wil­helm war der Chef der Fa­mi­lie Spiel­mann in Graz und Wien. Er herrsch­te über ei­ne Toch­ter, zwei Söh­ne und zwei gut ge­hen­de Klei­der­ge­schäf­te in der An­nen­straße und über das Er­be des Halb­bru­ders Ema­nu­el.

    Ru­dolf Spiel­mann brauch­te zehn Jah­re, um sich von dem habs­bur­gi­schen Ho­lo­caust zu er­ho­len. Die ers­te Ge­le­gen­heit über Mor­de zu re­den, be­kam er 1925. Pau­la kann­te den Krieg von dem Ge­fan­ge­nen­la­ger in Knit­tel­feld und konn­te ihm zu­hö­ren. Die zwei­te Ge­le­gen­heit 1930 mit sei­nem Sohn Hel­mut, der von den Kriegs­ge­schich­ten und der Waf­fen­kennt­nis des Va­ters fas­zi­niert war. Daß er mit Va­ters Kriegs­er­fah­rung ge­gen die Ja­pa­ner kämpf­te, er­fuhr sein Va­ter nicht mehr. Er starb 1941. Aber er wä­re si­cher sehr stolz ge­we­sen auf sei­nen Waf­fen­bru­der.

    Kom­men­tar des Mi­litär­his­to­ri­kers

    Lie­ber Herr Pro­fes­sor Knil­li!

    al­so, zu­erst ein­mal herz­li­chen Dank für die so lo­ben­de Er­wäh­nung mei­nes Bu­ches und die an­er­ken­nen­den Wor­te über das Er­wäh­nen der Kol­le­gen. Ich emp­fin­de das ei­gent­lich als ganz na­tür­li­ches Dan­ke­schön für all die Hin­wei­se, oh­ne die ich die­se An­ga­ben nie ge­fun­den hät­te.

    Zu Ih­rem Text: sehr span­nend und in­ter­es­sant, der gu­te Hel­mut Spiel­mann ist ja ei­ne wirk­lich in­ter­es­san­te Per­sön­lich­keit und auch der Va­ter dürf­te Ei­ni­ges er­lebt ha­ben.

    Ich wür­de fol­gen­de Punk­te et­was an­ders se­hen:
    Sie schrei­ben: "Des­halb stan­den die 300.000 jü­di­schen Sol­da­ten ..."
    Ich glau­be wirk­lich nicht, dass sich all­zu vie­le jü­di­sche Sol­da­ten da­mals "zwi­schen zwei Fron­ten" ge­fühlt ha­ben, und auch "die Ar­me­e­füh­rung" hat das wohl nicht so ge­se­hen. War­um auch? Im Zwei­fels­fall hat­ten die Ju­den eher noch mehr Mo­ti­ve, für die­sen Staat zu kämp­fen - da­zu passt ja auch die spä­te­re Aus­sa­ge von Va­ter Spiel­mann, der of­fen­bar stolz auf sei­nen Dienst in der k.u.k. Ar­mee war.

    Kei­nes­falls passt der Aus­druck von "ein­falls­rei­chen PR-Ak­tio­nen" zu den fol­gen­den Zi­ta­ten. Denn der gu­te Oblt Kohn er­zähl­te mir das mit dem nicht ge­spür­ten An­ti­se­mi­tis­mus rund acht Jahr­zehn­te nach dem En­de der Mon­ar­chie - ei­ne PR-Ak­ti­on der Ar­me­e­füh­rung war das wirk­lich kei­ne. Und die jü­di­schen Sol­da­ten wur­den nicht we­gen ih­rer Re­li­gi­on aus­ge­zeich­net, son­dern eben we­gen Tap­fer­keit usw.

    PR-Ak­tio­nen des AOK bzw. der KPQ gab es na­tür­lich sehr wohl - und kei­ne schlech­ten - aber Ju­den wa­ren da eher Ak­teu­re denn Ziel­grup­pe.

    Et­was spä­ter schrei­ben Sie vom "habs­bur­gi­schen Ho­lo­caust" - das ist viel­leicht An­sichts­sa­che, aber ich wür­de das Kriegs­er­le­ben nicht un­be­dingt als "Ho­lo­caust" be­zeich­nen - es sei denn, Spiel­mann sel­ber hät­te die­sen Be­griff ver­wen­det.

    Je­den­falls vie­len Dank für die Nach­fra­ge und ich fin­de es gut, dass Sie die­ses The­ma auch auf die­se Wei­se be­han­deln.

    Wo wird das denn er­schei­nen?

    Vie­le lie­be Grüße nach Ber­lin, wie stets,

    Ihr Er­win Schmidl


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    wei­ter zur Fol­ge 9


    An­ti­se­mi­tis­mus­for­schung
    www.feucht­wan­ger.de
    www.ich-war-jud-su­ess.de


    Fort­set­zung im März in der Fol­ge 9/12 auf www.Der­In­ter­net­link.de


    Isa Knil­li

    Wir Gut­men­schen

    Be­her­ber­gen
    Die Flücht­lin­ge, die wir un­ter­s­tüt­zen, sind zum ei­nen in den Pfar­ren Ak­kon­platz und Baum­gar­ten un­ter­ge­bracht, wei­ters sind es ju­gend­li­che Schutz­be­dürf­ti­ge, wel­che seit ei­ni­gen Wo­chen mei­ne Schu­le be­su­chen, so­wie von Leh­re­rin­nen und Leh­rern be­treu­te Fa­mi­li­en.

    Bet­teln
    Un­se­re ers­te Ak­ti­on fand im Herbst 2015 statt, gar nicht lang nach Schul­be­ginn. Ge­schenkt wur­de uns Be­klei­dung, Schu­he Haus­halts­wa­re, Hy­gie­ne­ar­ti­kel, Le­bens­mit­tel und Bücher. Es war so viel, daß wir Stun­den ver­brach­ten, al­les zu sor­tie­ren, und ei­nen Klein­las­ter lei­hen muß­ten, um es zur Ver­ein Ute Bock zu fah­ren, wo al­les dann wei­ter­ver­teilt wur­de.

    Schnor­ren
    An mei­ner Schu­le ha­ben sich ei­ni­ge Leh­rer, ein paar Schü­ler und we­ni­ge El­tern un­ter dem Na­men "DieSchmelz­Hilft!" zu­sam­men­ge­schlos­sen und sam­meln Geld, um da­mit Sa­chen zu kau­fen, die Flücht­lin­ge ge­ra­de drin­gend brau­chen.

    Wett­lau­fen
    Im De­zem­ber 2015 or­ga­ni­sier­ten wir den "Be­ne­fiz­lauf", bei dem je­der, der Bei­ne hat­te, Run­den von un­ge­fähr 550m lief und für je­de Run­de von ei­nem selbst­ge­such­ten Spon­sor 1€ in die Kas­sa leg­te. Mit­tags fin­gen die ers­ten an zu lau­fen, die letz­ten en­de­ten, als es be­reits dun­kel war. Der Abend fand ei­nen net­ten Aus­klang mit Mu­sik der Leh­rer­band. Die­ses Event kick­te uns spen­den­mäßig mäch­tig nach vor­ne, un­se­re Ein­nah­men la­gen bei ei­ni­gen tau­send €.

    Mu­si­zie­ren
    Im Ja­nu­ar 2016 fand un­ser ge­nau­so seit Mo­na­ten ge­plan­tes "Be­ne­fiz­kon­zert" statt, bei wel­chem teils Schü­ler, teils Leh­rer aber auch an­de­re Men­schen, die ei­ne Con­nec­tion zur Schu­le ha­ben, mu­si­zier­ten. Das Atri­um, in dem sich das Gan­ze ab­spiel­te, war ram­mel­voll mit Schü­lern, ehe­ma­li­gen Schü­lern, Leh­rern, El­tern, Be­kann­ten und Ver­wand­ten. Die Ein­nah­men wur­den noch nicht aus­ge­zählt aber nach Au­gen­maß ist es ähn­lich viel wie beim Be­ne­fiz­lauf.

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    Link zur Web­site von "DieSchmelz­Hilft!": dieschmelz­hilft.word­press.com/will­kom­mens­pa­ket/

Sig­mund Freud
und Söh­ne

Cover

Das Buch ist ei­ne Fund­gru­be. Denn Schmidl er­zählt nicht nur die "große" Ge­schich­te der Ju­den in der k.u.k. Ar­mee, son­dern über­rascht mit vie­len klei­nen Ge­schich­ten, die sei­ne Kol­le­gen ir­gend­wo fan­den. Für die be­dankt er sich so­fort, was ganz un­ge­wöhn­lich ist. Denn im Nor­mal­fall wird ge­stoh­len. Schmidl: "Als die Hee­res­lei­tung im Lau­fe des Krie­ges ver­such­te , durch den Aus­tausch von Mann­schaf­ten die Ein­hei­ten zu ver­mi­schen , kam das bei den Sol­da­ten nicht gut an. Das stei­ri­sche Land­wehr-In­fan­te­rie-Re­gi­ment Nr. 3 er­hielt so ne­ben 112 Ru­the­nen (Ukrai­nern) und 74 Po­len vom Land­wehr-In­fan­te­rie-Re­gi­ment Nr. 26 auch 64 Ju­den: 'In die Ei­gen­art des Stei­rers pass­te die­ses Ge­misch nicht.' " Da­zu Schmidl in der Fuß­no­te 271: "Das Schüt­zen­re­gi­ment 3 im Welt­krieg (Graz o. J. [ca. 1930]), 263. Für die­sen Hin­weis dan­ke ich mei­nem Freund und Kol­le­gen Hof­rat Dr. Wolf­gang Etsch­mann."

Erb­schaft
vom Halb­bru­der

Geburtseintrag

Is­rae­li­ti­sche
Kul­tus­ge­mein­de Wien

21.8.2012

Sehr ge­ehr­ter Herr Prof. Knil­li,

hier liegt nur ei­ne ein­zi­ge Ein­tra­gung vor:
Ema­nu­el Spiel­mann, Pri­va­tier, le­dig, geb. 24.2.1864 in Ni­kols­burg, zu­stän­dig nach Wien, ge­stor­ben am 23.10.1937 in Wien XIII, Hiet­zin­ger Haupt­str. 105 (Herz­läh­mung).

Mit freund­li­chen Grüßen,

Mag. Wolf-Erich Eck­stein


Is­rae­li­ti­sche
Kul­tus­ge­mein­de Wien
Ma­tri­ken/Vi­en­na
Je­wish Re­cor­ds Of­fice
pho­ne +43-1-53104-172
fax -179
w.eck­stein@ikg-wien.at

Vermögensaufstellung