Buch
Stol­per­stein An­nen­straße 34, Graz
Stei­er­mark, Ös­ter­reich. Fo­to: Da­nie­la Gra­be
Glo­bal Po­si­tio­n­ing Sys­tem (GPS)
47° 07' 12.74" Nord,15° 42' 62. 77" East
Der

In­ter­net­link

Fol­ge 11(13)

Mai 2016
Tech­ni­sche Uni­ver­sität Ber­lin. Me­di­en­wis­sen­schaft. Pra­xis­pro­jekt
IFAM: Das In­sti­tut für an­ge­wand­te Me­di­en­wis­sen­schaft - Fried­rich Knil­li (ifam-ber­lin.de)
  1. Im­pres­sum

    Her­aus­ge­ber und Re­dak­ti­on: Prof. Dr. Fried­rich Knil­li

    Re­dak­ti­on: Isa Knil­li

    Re­dak­ti­on und Ge­stal­tung: Dipl. Ing. / Web-Mas­te­rin El­ke Schü­le

    Glo­bal Po­si­tio­n­ing Sys­tem: Idee von Le­na, Ju­dith und Isa Knil­li

    Kon­takt: in­fo@­Der­In­ter­net­link.de

    Stand der Web­site: 05. Ju­li 2018

    Haf­tungs­aus­schluss

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Karl Kraus

DIE LETZ­TEN TA­GE
DER MENSCH­HEIT

Tra­gö­die in 5 Ak­ten mit Vor­spiel und Epi­log. Über 200 lo­se Sze­nen. Sa­ti­re auf den Ers­ten Welt­krieg. Ent­stan­den in den Jah­ren 1915-1922.

karl_kraus

Quel­le: wi­ki­me­dia.org

I. Akt: 22. Sze­ne

Op­ti­mist und Nörg­ler vor dem Kriegs­mi­nis­te­ri­um in Wien

Der Nörg­ler: Die Mas­ken an der Fas­sa­de die­ser Sün­den­burg, die rechts schaut und links schaut ma­chen, sind heu­te be­son­ders stramm ori­en­tiert. Wenn ich län­ger auf ei­nen die­ser ent­setz­li­chen Köp­fe schaue, be­kom­me ich Fie­ber.

Der Op­ti­mist: Was ha­ben Ih­nen die­se al­ten mar­tia­li­schen Ty­pen ge­tan?

Der Nörg­ler: Nichts, nur daß sie mar­tia­lisch sind und den­noch den Send­bo­ten Mer­kurs den Ein­tritt nicht weh­ren konn­ten. Zu al­ler Blutschlam­pe­rei noch die­ser my­tho­lo­gi­sche Wirr­warr! Seit wann ist denn Mars der Gott des Han­dels und Mer­kur der Gott des Krie­ges?

Der Op­ti­mist: Der Zeit ih­ren Krieg!

Der Nörg­ler: So ist es. Aber die Zeit hat nicht den Mut, die Em­ble­me ih­rer Nied­rig­keit zu er­fin­den. Wis­sen Sie, wie der Ares die­ses Krie­ges aus­sieht? Dort geht er. Ein di­cker Jud vom Au­to­mo­bil­korps. Sein Bauch ist der Mo­loch. Sei­ne Na­se ist ei­ne Si­chel, von der Blut tropft. Sei­ne Au­gen glän­zen wie Kar­fun­kel­stei­ne. Er kommt zum De­mel ge­fah­ren auf zwei Mer­ce­des, kom­plett ein­ge­rich­tet mit Draht­sche­re. Er wan­delt da­hin wie ein Schlaf­sack. Er sieht aus wie das lie­be Le­ben, aber Ver­der­ben be­zeich­net sei­ne Spur.

Der Op­ti­mist: Sä­gen Sie mir, ich bitt Sie, was ha­ben Sie ge­gen den Op­pen­hei­mer?

III. Akt: 32. Sze­ne

Ei­ne stil­le Poe­ten­klau­se im stei­ri­schen Wald

Ein Kern­stock-Ver­eh­rer: Pst - lei­se - da sitzt er, ganz ver­sun­ken -

Ein zwei­ter Kern­stock-Ver­eh­rer: Von hier aus sen­det er sei­ne Lie­der ins Land, Lie­der von kraft­vol­ler, da­bei doch sin­ni­ger und oft un­be­schreib­lich zar­ter Ei­gen­art, Lie­der -

Der Ers­te: Ei, es soll­te mich wun­dern, wenn er nicht eben -

Der Zwei­te: So scheint es. Still! Al­le sei­ne Hö­rer wer­den, ent­flammt an sei­ner Flam­me, das Emp­fan­ge­ne der­einst als Leh­rer tau­send­fäl­tig wei­ter­ge­ben und in die Her­zen ei­ner neu­en Ju­gend wird ver­senkt wer­den, was die­ser ei­ne Mann auf sei­ner wal­d­um­rausch­ten, ein­sa­men Burg in jahr­zehn­te­lan­ger Ar­beit er­grün­de­te.

Der Ers­te: Für­wahr, der Pfarr­herr von der Fes­ten­burg ist ein Mann, der mit feu­ri­ger, be­gna­de­ter Zun­ge al­le le­ben­di­gen Schön­hei­ten der Got­tes­welt zu prei­sen ver­steht. Still!

Der Zwei­te: Pst - es scheint über ihn ge­kom­men zu sein. Wird es ein Ge­dicht oder ein Ge­bet?

Kern­stock (mur­melt):
Be­drängt und hart geängs­tigt ist
Dein Volk von frem­den Hor­den,
Durch Über­mut und Hin­ter­list
Mit Sen­gen und mit Mor­den.

Der Ers­te: Ei das ken­ne ich schon. Das ist ja das Ge­bet vor der Hun­nen­schlacht.

Kern­stock (mur­melt):
O Herr, der uns am Kreuz er­löst,
Er­lös' uns von der Hun­nen­pest!
Ky­rie elei­son!

Der Zwei­te: Kein Wun­der, daß er die Be­ru­fung nach Wien an­ge­nom­men hat. Ge­adelt durch sei­nen Pries­ter­be­ruf, muß er auch als Mensch die al­ler­tiefs­te und nach­hal­tigs­te Wir­kung auf sei­ne ju­gend­li­chen Zu­hö­rer aus­ü­ben.

Kern­stock (mur­melt):
Mit uns sind die himm­li­schen Scha­ren all,
Sankt Mi­chel ist un­ser Feld­mar­schall.

Der Ers­te: Ei­nen Au­gen­blick lang wird ja der Pfarr­herr von der Fes­ten­burg ge­zö­gert ha­ben, sei­ne ver­träum­te, stil­le Poe­ten­klau­se im stei­ri­schen Wald mit dem Lärm der Groß­stadt zu ver­tau­schen. Ei­nen Au­gen­blick lang nur -

Kern­stock (mur­melt):
Da wink­te Gott - der Rächer kam,
Das Ra­che­schwert zu zü­cken
Und, was dem Schwert ent­rann, im Schlamm
Der Sümp­fe zu er­sti­cken.

Der Zwei­te: Dann aber wird wohl die Er­kennt­nis in ihm ge­siegt ha­ben, welch ho­her Be­ruf sich ihm hier er­schließt, welch neue Mög­lich­kei­ten ethi­scher, künst­le­ri­scher, kul­tur­för­dern­der Be­tä­ti­gung sich ihm in Wien bie­ten. Und die Stim­me die­ser Er­kennt­nis wird bald die Ober­hand ge­won­nen ha­ben über das ver­lo­cken­de Rau­schen der Tan­nen­fors­te um die Fes­ten­burg.

Bei­de: Still!

Kern­stock (wie über­wäl­tigt):
Stei­ri­sche Hol­zer, holzt mir gut
Mit Büch­sen­kol­ben die Ser­ben­brut!
Stei­ri­sche Jä­ger, trefft mir glatt
Den rus­si­schen Zot­tel­bä­ren aufs Blatt!
Stei­ri­sche Win­zer, preßt mir fein
Aus Welsch­land­frücht­chen blut­ro­ten Wein!

Der Ers­te: Es ist nichts Neu­es, aber es reißt im­mer von Neu­em fort. Der Au­gen­blick ist da. Wenn wir ihn jetzt beim Wort neh­men und ihm als schwär­me­ri­sche Jüng­lin­ge un­se­re Stamm­bücher hin­hal­ten, so wär's ei­ne Er­in­ne­rung fürs Le­ben.

Der Zwei­te: Für­wahr, das wol­len wir!

Quel­le:
ty­pe
dra­ma
aut­hor
Karl Kraus
tit­le
Die letz­ten Ta­ge der
.
Mensch­heit
pu­blis­her
Ver­lag Volk und Welt
ye­ar
1971
cor­rec­tor
reu­ter­s@abc.de
sen­der
www.wel­cker-on­line.de
crea­ted
20071125

DER PRIES­TER

ottokar_kernstock

Das Ha­ken­kreuz (1923)

Das Ha­ken­kreuz im weißen Feld
Auf feu­er­ro­tem Grun­de
Gibt frei und of­fen al­ler Welt
Die hoch­ge­mu­te Kun­de:
Wer sich um die­ses Zei­chen schart.
Ist deutsch mit See­le, Sinn und Art
Und nicht bloß mit dem Mun­de.

Das Ha­ken­kreuz im weißen Feld
Auf feu­er­ro­tem Grun­de -
Zum Volks­mal ward es aus­er­wählt
In erns­ter Schick­sals­stun­de,
Als un­ter Schmer­zen, heiß und tief,
Das Va­ter­land um Hil­fe rief,
Das teu­re, to­des­wun­de.

Das Ha­ken­kreuz im weißen Feld
Auf feu­er­ro­tem Grun­de
Hat uns mit stol­zem Mut be­seelt.
Es schlägt in uns­rer Run­de
Kein Herz, das feig die Trä­ne bricht.
Wir fürch­ten Tod und Teu­fe nicht!
Mit uns ist Gott im Bun­de!

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